„Den Mantel teilen – zielgerichtet helfen“ Hinweise zur Flüchtlingshilfe und Integrationsarbeit Von 2009 bis 2023 sinkt die Bevölkerung in Deutschland um 3,7 Prozent. Das bedeutet einen Rückgang um mehr als 3 Millionen Menschen (Bertelsmann Stiftung). Dies ist eine Herausforderung für alle gesellschaftlichen Bereiche. Gerade die aktuellen Entwicklungen tragen aber auch Chancen diese Herausforderung zu meistern in sich. Unter dem Motto „Den Mantel teilen“ engagieren sich die Lions Clubs. Bildung ist der Zugang für Teilhabe und fördert das Selbstwertgefühl jedes einzelnen. Bildung ist aktiver Teil der Integrationsarbeit. Integration ist nicht nur ein Schlagwort. Menschen werden gefördert und in ihr soziales Umfeld integriert. Die Bewusstseinsbildung bei den Mitmenschen gehört dazu. Demografie – Bildung – Integration: Das sind drei Bereiche, in denen sich die ehrenamtlich tätigen Lions in 111-OM in den verschiedenen Regionen Sachsen-Anhalts und Thüringens einbringen. Und das eingebettet in die weltweite Lionsbewegung, die im Jahr 2017 ihr hundertjähriges Bestehen begeht. Die direkte Hilfe vor Ort steht dabei in der Regel im Mittelpunkt der Activities der Lions Clubs. Im Bereich der Flüchtlingshilfe, der Integrationsarbeit durch gemeinnützige Aktivitäten können die Lions voneinander lernen und die Werte der Lionsbewegung auch in die gesellschaftliche Diskussion einbringen. Nachfolgende Handreichung soll dazu Anregungen geben. Der Austausch von Erfahrungen von Lions Clubs und/oder einzelner Lionsfreunde und zu gelungenen Beispielen ist unerlässlich und hilfreich und im Bereich der Flüchtlingshilfe und -integrationsarbeit, der Förderung der Verständigung der Menschen verschiedener Herkunft untereinander, ausdrücklich erwünscht. Diese Handreichung stellt kein abschließendes Werk dar. Sie versteht sich vielmehr als Art „Weggeber“ für Engagement – unabhängig von der Region und dem Ort, in der ein Lions Club aktiv ist. Je mehr wir uns bemühen, andere zu integrieren, umso größer ist die Chance des Kennenlernens – gegenseitig. Und umso weniger entsteht Angst – vor Unbekanntem. Teilhabe an der sozialen Gemeinschaft in Deutschland ermöglichen – berufliche Integration voranbringen Teilhabe ermöglichen, das heißt, Menschen an dem teilhaben lassen zu wollen, was unsere Gemeinschaft in ihrer Vielfalt ausmacht. Teilhabe ermöglichen, heißt: Einblick zulassen und geben; daran teilhaben lassen, was unser Leben in Deutschland ausmacht. Womit und wie wir es hier in unserer Region gestalten. Nachfolgendes soll Wege für eine direkte Hilfe aufzeigen. Die eigenen Erfahrungen der Clubs sind dabei nicht nur wertvoll, sondern unverzichtbar. Wege für nachhaltige Projekte und Strukturen finden • Dort dabei sein, wo die Menschen sind Bei der Wahl der Empfänger und Zielgruppen empfiehlt es sich, auf Ausgewogenheit zu achten. So ist es sinnvoll Einrichtungen zu unterstützen, in denen Integration gelebt wird - ganzheitlich. Es geht dabei um Einrichtungen, in denen Kinder. Jugendliche, Erwachsene, die bspw. sozial benachteiligt sind, und ebenso Flüchtlinge betreut werden. In diesen Einrichtungen entsteht ein „Hort des Gemeinschaftssinns“: Die Bedürftigen stehen im Fokus der Hilfe, ganz gleich, ob in Deutschland geboren und/oder aufgewachsen oder ob jüngst aus ihrer zerstörten Heimat nach Deutschland geflohen. Hier treffen Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten auf einander, hier verbringen sie aktiv Zeit miteinander, hier prallen aber auch Vorurteile aufeinander, hier lernen sich Menschen kennen, in einer Wechselwirkung entsteht Wissenszuwachs, Vorurteile schwinden im persönlichen Kennenlerrnen, Verständnis füreinander wächst. Die Einrichtungen und deren Mitarbeiter und oft auch die ehrenamtlichen Helfer stehen dabei nicht selten vor großen Herausforderungen. Lions können hier eine Stütze sein – durch „Zeitspende“, aber auch durch Sach- oder Geldspenden. Teilhabe an unserem Lebensstil • Freizeit gestalten. Bei der Unterstützung von Menschen, die eine lange, oft von tragischen und traumatischen Erlebnissen geprägte Flucht hinter sich haben, geht man zwangsläufig eine Bindung mit den Menschen selbst ein. Dies muss man bei der Wahl der Activity bedenken. Es haißt also die eigenen Kräfte nicht zu überfordern. Flüchtlingshilfe sollte auf einen längeren Zeitraum angelegt sein, um wirken zu können. Es geht also nicht um Masse, sondern um Klasse! So kann es ein Weg der direkten Hilfe sein, Patenschaften mit Einzelpersonen einzugehen. Und dies in einem Bereich, die den Lions selbst Freude bereitet, zum Beispiel die Freizeitgestaltung durch Sport. Den Teilnehmerkreis eigener Sportaktivitäten zu erweitern, bedarf „nur“ eines: des Willens und der Offenheit dazu. • Begleitung im Alltag Eine Begleitung kann sich auf spezielle Anlässe beziehen, wie z.B. bei dem Besuch von Ämtern oder Ärzten, beim Einkaufen oder langfristig angelegt sein, z.B.:Unterstützung von Schwangeren oder Familien, in der Nachhilfe etc.. Dazu gehört es beim Verstehen von Abläufen und Behördendeutsch oder den besonderen Bedingungen vor Ort zu helfen, den Besuch im Kindergarten oder die Einschulung vorzubereiten und zu unterstützen. • Begegnungsmöglichkeiten schaffen, Treffpunkte organisieren Es ist eine sinnvolle Activity, wenn Clubmitglieder oder -gruppen die örtliche Gemeinschaftsunterkunft besuchen und das Gespräch suchen. Oder es kann ein Begegnungscafé eingerichtet werden, das von Clubmitgliedern und Flüchtlingen gemeinsam geführt wird und feste Öffnungszeiten hat. • Kulturelle Teilhabe ermöglichen Den Flüchtlingen „Türen öffnen“, sie unterstützen und ermutigen an Veranstaltungen teilzunehmen und sie zu diesen abholen und begleiten. Das können Veranstaltungen der örtlichen Vereine, z.B. Sportverein, Feuerwehr sein. Kostenlose Karten für Veranstaltungen in der Region können durch Lions organisiert werden (Sponsoren suchen). Flüchtlinge einladen und mitnehmen zu Theater-, Konzert- und Kinobesuchen, Stadtteil- oder Gemeindefesten. • Deutschkurse anbieten Gruppenunterricht installieren, als regelmäßige Angebote von Ehrenamtlichen, die Unterrichtserfahrung haben. Bestehende Deutschkurse mitfinanzieren. Als Tandem voneinander lernen. Wichtig sind regelmäßige Treffen, eine klare Struktur und eine Begleitung, wenn möglich durch einen Fachlehrer. • Hausaufgabenhilfe Ein regelmäßiges Angebot für Kinder und Jugendliche einrichten. • Mobilität verbessern Monatskarten organisieren – Sponsoren suchen, z.B. die Karten von Pendlern, die in Urlaub sind, nutzen. Fahrdienste organisieren Fahrradwerkstatt, z.B. gebrauchte Fahrräder zusammen mit den Flüchtlingen warten und reparieren. • Versorgung verbessern Spenden von Kleidung, Spielzeug, Kinderwagen, Schultasche, Stifte usw. organisieren und kanalisieren (oft wird zuviel gespendet!). Tauschbörsen einrichten, bei denen die Flüchtlinge ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen können. Dadurch auch Anerkennung der Flüchtlinge als wertvoller Teil in der Gruppe. Wohnen und arbeiten – wichtige Schritte zur Integration Die Hilfe bei der Suche nach einer Wohnung und bei der Arbeitssuche ist wesentlich und bedeutet, sich längerfristig zu engagieren. Hier sind Lions mit eigenen Firmen ebenso gefragt wie Kontakte zu den Ämtern und den regionalen Kammern. Vorhandene Strukturen nutzen und andocken Nicht alles muss ein Club selbst organisieren. Im Kontakt mit Gemeinden zu Kirchengemeinden und anderen ehrenamtlichen Organisationen und Helfern kann man auf Vorhandes aufbauen oder sich deren Aktivitäten anschließen, diese mit einer Lions Activity unterstützen. In vielen Gemeinden bestehen mittlerweile ausgebaute, gut funktionierende Strukturen der Flüchtlingsbetreuung, die für die Lionsbewegung genutzt werden können. Es gilt „das sprichwörtliche Rad muss nicht neu erfunden werden“. Vielmehr sollten die Kräfte gebündelt werden - nachhaltige Aktionen und Strukturen der direkten Hilfe sind unterstützungswürdig! Das optimiert die Ressourcen aller Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe. Kurzum: Projekte der Flüchtlingshilfe und -integration sollten durch den Club bewertet und auf Nachhaltigkeit zielend aktiv unterstützt werden. „Ihr seid unsere Eltern. Ihr seid unsere Geschwister. Ihr seid unsere Freunde.“ So beschreibt einer der Flüchtlinge in Halle (Saale) gegenüber Lionsfreunden, was ihn bewegt, wenn er in der Freizeit mit Lions zusammen kommt. In diesen Sätzen kommt auch ein Stück Verantwortung zum Ausdruck, die wir als Lions übernehmen. Flüchtlingshilfe ist ein gutes Stück Lebenshilfe – und sie entspricht zutiefst unseren Zielen und ethischen Grundsätzen! Durch gemeinsames Tun kann den hier Ankommenden geholfen werden - durch Unterstützung von Einrichtungen und Personen auch dem Ansehen des Ehrenamtes in Deutschland insgesamt. Die Lionsbewegung erhält durch das Engagement der Lionsfreunde bei der Flüchtlingsarbeit vor Ort eine neue Form der „Bodenhaftung“, die ihr manchmal in der „Außensicht“ nicht zugesprochen wird. Integrationsarbeit durch Lions stärkt die Sichtbarkeit von Lions, ist Anker setzen der Lions-Werte in unserer Gesellschaft – ist Stellungnahme und Beteiligung am gesellschaftlichen Diskurs. Sie bedeutet auch Annahme der Herausforderungen des demografischen Wandels in Deutschland aber ebenso der zunehmenden Migration hier und weltweit. Nachfolgend einige ausgewählte Weblinks, die bei der Arbeit hilfreich sein können: www.bamf.de/DE/Migration/..../Asylverfahren Ablauf des deutschen Asylverfahrens www.medi-bild.de/pdf/asyl/Gesundheitsheft_Asyl.pdf Das tip doc Gesundheitsheft für Asylbewerber Arbeitsblätter mit Bildnern in 11 Sprachen wegerer.at/deutsch/d_daz.htm DaF/DaZ Arbeitsblätter und Materialien zur Sprachförderung www.helferwissen.org/verkehrssicherheitskurs Verkehrsregeln in 7 Sprachen   www.migration.paritaet.org/index.php Refugees welcome/First communication help Weitere finden Sie auf der website unseres Distriktes www.lions-distrikt111-om Stand: März 2016 ;(Grit Gröbel, Carmen Kleemann) Überarbeitete Fassung 13.04.2016 (Detlev Geissler)