Jugend Camp 2019

 

 

EUROPA für Amateure*

Jugend Camp 2019 organisiert von Lions MD111MS IV,2 (Deutschland)

Besuch der Stadt Metz gemeinsam mit Lions MD 103 Est (Frankreich)

Willkommen in Europa! Dieser kleine Ausflug über die Grenze von Deutschland nach Frankreich mag manchem nur als eine unbedeutende Busfahrt zu einer weiteren Touristenattraktion erscheinen, aber genau gesehen ist es eine Reise in einen anderen souveränen Staat, eine andere Kultur, ein anderes Wirtschaftssystem und ein Land mit einem anderen historischem Gedächtnis.

Dieses Ereignis fand im Rahmen des jährlichen “Jugend Camp” statt, das von den Lions Clubs des MD111MS IV,2 in Deutschland (LC Saar-Ost, LC Blieskastel, LC Homburg, LC Homburg Saar-Pfalz, LC St. Wendel) durchgeführt wurde. Insgesamt wurden18 junge Leute aus der ganzen Welt (von Hong Kong bis Mexico und von der Türkei bis Finnland) für 14 Tage in Gastfamilien eingeladen, um so das gesellschaftliche und politische Leben als auch die Kultur und die Kunstszene in diesem Land kennen zu lernen. Auch haben sich die jungen Gäste, aus sehr unterschiedlichen Kulturkreisen kommend, bereits durch das zweiwöchige Zusammenleben mit einem reichhaltigen und erbaulichen Programm zusammengefunden und so das gegenseitige Verständnis der Nationen befördert. Das ist ganz im Sinne der Lions-Ziele und fügt ein paar Steine zu einem Bauwerk des weltweiten Friedens.

Fig. 1. Lions Jugend Camp im Saarland 2019. Ausländische Gäste und Gastgeber.

Sicher war der Besuch der Stadt Metz eines der herausragenden Ereignisse, das durch die Zusammenarbeit mit dem Distrikt 103 Est (Frankreich-Ost) ermöglicht wurde. In seiner Begrüßungsansprache erinnerte der zweite Vize Gouverneur Romain Ammer (LC Metz Verlaine) an unsere Aufgabe: “En partageant votre culture et en découvrant de nouvelles, vous , nos jeunes amis apprenez à devenir de jeunes ambassadeurs de la paix et de la tolérance dans le monde entier « (Dadurch, dass Ihr, meine jungen Freunde, Eure Kultur mit uns teilt und offen seid für andere Kulturen, werdet Ihr zu Botschaftern des Friedens und der Toleraz in der ganzen Welt). Damit hat er eine der wesentliche Ideen des Gründers der Lions-Bewegung von 1917, Melvin Jones, aufgegriffen.


 

 

Sicher wird dieser Tag in Frankreich bei den jungen Besuchern aus der ganzen Welt in guter Erinnerung bleiben. Die gesammelten Eindrücke aus Deutschland und Frankreich stehen für das reiche kulturelle Erbe Europas. Es sei auch vermerkt, dass Robert Schumann, eine große Persönlichkeit und Mitbegründer der Europäische Union, in der schönen Stadt Metz lebte und arbeitete.

Es ist unbenommen, dass Europa nur eine einflussreiche Rolle in der Welt spielen kann in Bezug auf die Verteidigung seiner Werte, wie Humanität, Gleichberechtigung, Freiheit, Frieden und nachhaltige Wirtschaft bei einer Berücksichtigung endlicher Rohstoffe, wenn alle irgendwie zusammenarbeiten.

Damit kommen wir zurück zur Aufgabe der Lions Clubs: wir entdecken und analysieren Bereiche, die es wert sind, gefördert zu werden. Das wird dann auch gezielt in die Tat umgesetzt. So hatten wir hier die Gelegenheit, jungen Leuten einige Aspekte der Zusammenarbeit zweier Nationen der Europäischen Union zu zeigen, einer Union, die immer noch in dem Zustand der Selbstfindung verharrt. Wir hatten fruchtbare Diskussionen und nahmen verschiedene Standpunkte zur Kenntnis. Dies hat uns veranlasst, einige Fragen schriftlich zu fixieren und unsere jungen Freunde zu bitten, uns zu helfen, indem sie uns ihre Meinung mitteilten.

Die Fragen und eine Auswahl der typischen oder bemerkenswerten Antworten.

Zunächst muss festgehalten werden, dass die Lions Organisation sich nicht mit politischen Meinungen auseinandersetzt, sondern sich nur für die humanitären Aspekte interessiert.

1. Hat das Projekt “Europa” Deiner Meinung nach eine Zukunft? Das beinhaltet auch die Frage, ob der oben formulierte Anspruch wenigstens teilweise erfüllbar ist?

Allgemein wird die Frage mit “Ja” beantwortet. Eine positive Antwort verweist auch auf die bisher eindrucksvollen Erfolge. Der “Brexit” wird eher als ein Versagen der EU eingestuft, da es nicht gelungen ist, die nötige Kompromissbereitschaft aufzubringen, aber er wird nicht als Katastrophe eingestuft. Zweifelsohne muss das Projekt “Europa” einen steinigen Weg zurücklegen, aber der Erfolg rechtfertigt die Anstrengung.

2. Worin besteht der Wert von offenen Grenzen (Schengen-Raum)?

Allgemein wird freies Reisen als große Chance gesehen für den Ideen-Austausch und auch für eine bessere Wirtschaftsbeziehung. Ein interessanter Aspekt wird in einer kurzen Bemerkung angestoßen:”Es zeigt, dass man einander vertraut”. Dies zeigt in aller Einfachheit ein tiefes Verständnis für eine grenzübergreifende Beziehung zwischen Nationen.

3. Um auf der humanitären Seite erfolgreich zu sein, wird Deiner Meinung nach, ein gemeinsamer Markt, eine gemeinsame Außenpolitik, ein gemeinsames Recht und ein gemeinsames Sozialsystem benötigt?

Übergreifend wird eingeräumt, dass dies eine eher technische und auch schwierige Frage ist, die aber tatsächlich, den humanitären Fortschritt der EU nicht garantieren kann, obwohl ein gewisser positiver Einfluss gegeben ist. Eine Antwort bezieht eine klare Position: “Nein, Europäische Werte (Menschenrechte, Umweltbewusstsein und Sozialverantwortung usw. ) sind bereits überall ähnlich vorhanden, allerdings auf verschiedenen Entwicklungsstufen”.

4. Welche Bedeutung hat solidarisches Verhalten zwischen den Mitgliedstaaten (Finanzausgleich, Investitionen usw.)?

Wenn diese Frage auch ein gewisses Verständnis von Marktprozessen erfordert, so dass sogar Fachleute manchmal sich in der komplizierten Argumentationskette verlieren, die Antworten unserer jungen Leute zögern nicht, die Notwendigkeit zu bejahen. Neben dem Effekt einer möglichen Wirtschaftsbelebung wird eher ein anderer Aspekt hervorgehoben: Wenn wirtschaftlich schwächere Regionen gefördert würden (und dies einer der Haupteffekte eines Finanzausgleichs), so wird das dazu beitragen, dass große Regionen sich nicht entvölkern und die lokale Kultur, eine ausgeglichenen gesellschaftliche Struktur und eine gesunde Landschaft erhalten werden. Andererseits, wenn die wirtschaftlich starken Regionen nur in ihrer unmittelbaren Umgebung investieren, wird dies zu einer hohen Bevölkerungsdichte, uniformer Kultur und einer mehr oder weniger zerstörten Landschaft führen. Allerdings wird es schwierig sein, die “reichen” Regionen davon zu überzeugen, ihren Reichtum zu teilen. Dazu schreibt ein junger Teilnehmer: “Solidarität zwischen Mitgliedstaaten ist wichtig, um sich gegenseitig zu helfen. Ist es vielleicht möglich einen “Marshall Plan” ohne Krieg zu haben”? In anderen Worten will er sagen: können wir nicht besser rechtzeitig etwas tun, bevor wir es bereuen müssen, untätig gewesen zu sein?

5. Wie wichtig sind Europäische Jugendaustauschprogramme (Marie-Curie und ERASMUS)?

Es ist natürlich nicht verwunderlich, dass die Antworten durchgängig positive ausfallen, schließlich hatten sich die jungen Leute ja für das international Austauschprogramm der Lions Clubs entschieden. Der Grundgedanke wird dabei voll akzeptiert und z.B. so wiedergegeben:”Es ist sehr wichtig, da es den kulturellen Austausch ermöglicht und damit Frieden und gute international Beziehungen fördert”. Ein Beitrag öffnet aber eine andere Sichtweise:”Es (das Austauschprogramm) ist auch wichtig, da es eine breite Basis für die Verbindung zur ganzen Welt öffnet”. Eine Interpretation könnte so lauten: Wenn ich eine Europäische Identität entwickle, werde ich in der Welt eher wahrgenommen.

6. Könnte das “Projekt Europa” ein Modell für andere Regionen in der Welt sein, um von einer Konfrontation zu einer friedlichen Zusammenarbeit zu gelangen?

Als große Überraschung pendeln die Antworten zwischen “auf jeden Fall” und “nein!” Ein Teilnehmer hatte eine mögliche Erklärung für diese mehrdeutige Situation: “ Natürlich meine ich “ja”, es (Europa) kann ein Modell sein, aber ich kann nicht mit voller Überzeugung “ja” sagen, ich würde mir wünschen, ich könnte”. Lassen wir den letzten Satz für sich selbst sprechen, gibt es doch die Hoffnung, eine junge Generation vorzufinden, die durchaus den Wert einer friedlichen Welt erkennt, aber realistisch genug ist, um zu wissen, dass voreilige Aktionen eher Konflikte provozieren.

7. Dies ist die letzte, aber sicher nicht die unwichtigste Frage: bis zu welchem Grade glaubst Du, dass es nötig ist, Teile Deiner nationalen Identität (ein souveräner Staat, Kultur, Geschichte, Heimatgefühl) abzugeben und was kann erwartet werden?

Tatsächlich scheint dies die schwierigste Frage zu sein, denn nur sehr vorsichte Standpunkte werden mitgeteilt, wie z. B:”nur wenig, da meine Nationalität meine Persönlichkeit definiert”. Eine Antwort versucht eine Erklärung: “Zugehörigkeit und Heimatgefühl entwickeln sich kontinuierlich. Ein Verlust dieser Identität wird zunächst als schmerzlich empfunden, aber eine spätere Generation wird es (die alte nationale Identität) eher als eine Anekdote begreifen und in einer dann befriedeten Welt leben”. Vermutlich bezieht sich die Aussage auf ganze Völker, die durch Kriege und andere Katastrophen ihre Heimat verlieren und doch den Willen für ein Überleben aufbringen. Dagegen scheint ein bisschen weniger Nationalismus in Europa eher ein Problem einer Luxusgesellschaft zu sein.

*Schlussfolgerung

Wir würden natürlich nicht behaupten, dass dieser kleine Artikel das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage ist noch eine tiefer greifende Studie darstellt, es ist eben nur eine Momentaufnahme der Vorstellungen und Ideen von einigen jungen Leuten. Es unterstreicht aber die Überzeugung der Lions Bewegung, dass eben wichtig ist und im Endeffekt den Unterschied ausmacht, sich zu Fragen des Friedens zu äußern, aber dabei auch zuhören zu können. Die Antworten der jungen Leute sprechen eigentlich für sich selbst. Ich möchte aber einen besonderen Satz noch einmal hervorheben auf die Frage, ob das Projekt Europa ein Modell für andere sein könnte: : “ Natürlich meine ich “ja”, es (Europa) kann ein Modell sein, aber ich kann nicht mit voller Überzeugung “ja” sagen, ich würde mir wünschen, ich könnte”. Eine Vision zu haben und sich eine bessere Welt zu wünschen, wissend, dass dies kein leichter Weg sein wird, gibt Hoffnung für die Zukunft und wir können dankbar sein, für eine junge Generation mit ihrer eigenen und humanitären Sicht.

Als ein Mitglied der internationalen Lions-Organisation erlaube ich mir noch ein wenig mehr Optimismus: Es mag harte Grenzen geben, ein Zaun, eine Mauer (wie die Berliner Mauer), aber wenn man es mit einem gewissen Abstand betrachtet, sind dies eigentlich nur Grenzen in unseren Köpfen und wir können dies ändern, wenn wir nur wollen. Grenzen werden durchlässig und Mauern können zusammenfallen, wir müssen nur einig sein. Das bedeutet aber, Kompromisse zu schließen. Glücklicherweise gibt es dann aber den Augenblick, wenn wir eine andere Kultur kennen lernen. In diesem Sinne sind wir alle “Amateure” (amare lateinisch: lieben) in Bezug auf Europa aber keineswegs Fachleute im Sinne von Europa als Institution der überdimensionierten und komplizierten Verträge, Gesetze und dem technischen Regelwerk. Kleine Aktivitäten, wie z.B. die Organisation und Durchführung eines erfolgreichen Jugend-Camps, angesiedelt zwischen Frankreich und Deutschland, kann unser Beitrag sein im Sinne der Lions: we serve.

A.H.W.


 

Jugend Camp 2019 Saarbrücker Zeitung


Von Heinz Bier

Neunkirchen „We come together“ stand auf den T-Shirts von rund 40 Jugendlichen, die am Freitag im Neunkircher Robinsondorf den letzten Tag eines zweiwöchigen internationalen Jugendcamps verbrachten. „Wir kommen zusammen“ hatte eine gewisse Aussagekraft, denn 20 der Teilnehmer im Alter von 16 bis 21 Jahren kamen aus 14 Nationen rund um den Erdball. In der zweiten Woche waren 20 weitere Jugendliche dazugekommen, die zurzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Marienhaus GmbH ableisten. Initiiert wurde die Maßnahme im Rahmen der „Lions Youth Challenge“ von den fünf saarländischen Lions Clubs St. Wendel, Homburg und Homburg Saarpfalz, Blieskastel und Saar-Ost, zu dem auch die Neunkircher Lions gehören. Einer von denen ist der frühere Neunkircher Unternehmer Hans Ruffing, der die Jugendlichen während ihres Aufenthaltes im Saarland mit anderen Lionsfreunden betreute. Zusammen mit seinem Homburger Kollegen Frank Kiehl hatte Ruffing auch das Programm für die beiden Wochen zusammengestellt. Langeweile kam da nicht auf, wie der Neunkircher am Freitag am Rande der Abschlussveranstaltung erzählte.

Die erste Woche hatten die Jugendlichen bei Gasteltern verbracht, in der zweiten Woche des Camps waren sie in einer Jugendherberge in Saarbrücken untergebracht. Der Schriftzug auf ihren T-Shirts war umrahmt von den Fahnen ihrer Herkunftsländer und die sind über drei Kontinente verteilt. Die Jugendlichen kamen aus der Türkei, aus Slowenien, Schweden, Finnland, Kroatien, Ungarn, Spanien, Serbien, Italien, der Slowakei und aus Weißrussland, aber auch aus den USA und aus Hongkong. Verständigungsprobleme gab es dennoch nicht, „denn die sprechen alle Englisch und zum Teil auch Deutsch“, erklärte Hans Ruffing im SZ-Gespräch im sonnigen Robinsondorf. Um die Scheu und vielleicht auch Vorurteile abzulegen, traf sich die internationale Jugendgruppe am ersten Tag zunächst zu einem Kennenlernabend. Das war zugleich der Auftakt von zwei erlebnis- und aufschlussreichen Wochen. Dazu gehörte ein Ausflug nach Schengen, wo die Jugendlichen die Geburtsstätte des Europa ohne Grenzen erlebten. Verbunden mit der Tour ins Dreiländereck war eine Drachenbootfahrt auf der Mosel von Perl nach Remich und ein Besuch des Baumwipfelpfades auf der Cloef, wo die jugendlichen Gäste auch vom Mettlacher Bürgermeister begrüßt wurden.

 

 

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Auch die VIP berichtete:

http://ausgaben.vips-saarland.de/nk/nk0819/nk0819.html#p=17