Eine Tradition wird fortgeführt: Governorrat tagt im Friedensdorf International

In Oberhausen kamen sowohl die amtierenden als auch die künftigen Distrikt-Governor zusammen. | Valentina Bernhard

Eigentlich ist es Lions-Brauch, alle zwei Jahre eine Governorratssitzung auf dem Gelände des Friedensdorf International an der Oberhausener Rua Hiroshima abzuhalten. Denn jeder Governor soll in seiner Amtszeit – entweder als DG oder als DGE – einmal dieses einzigartige Rehabilitationszentrum für Kinder kennenlernen. Coronabedingt konnte dies in den Jahren 2020 bis 2023 nicht umgesetzt werden. Doch am 17. März wurde die Tradition nun endlich wieder aufgenommen: Die Distrikt-Governor wurden in einer festlich geschmückten Lagerhalle auf dem Dorfgelände empfangen, bevor sie auf einem Rundgang mehr über die Arbeit und Geschichte des Dorfes erfuhren. Die Führung übernahm Wolfgang Mertens, selbst Lions-Mitglied und ehemaliger stellvertretender Leiter des Friedensdorfs.

Die Kinder empfingen die Gäste offenherzig und neugierig. | Valentina Bernhard

Rettung für kleine Patienten

Das Friedensdorf International wurde 1967 gegründet, um schwerverletzte und kranke Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten medizinisch zu versorgen. Die ersten Patienten, die hier Hilfe fanden, waren durch Napalm und Granaten verletzte Kinder aus Vietnam.

Derzeit betreut das Friedensdorf rund 180 Kinder aus acht Nationen – am Vortag des Lions-Besuchs waren zuletzt 20 Kinder per Linienflug aus Afghanistan angekommen, die in ihrem Heimatland keine Chance auf eine adäquate Behandlung hatten. In Deutschland erhalten sie nun die Hilfe, die sie benötigen. Hierzu kooperiert das Friedensdorf mit Krankenhäusern und Kliniken im ganzen Bundesgebiet, die kostenlos Behandlungsplätze zur Verfügung stellen. Nach den Operationen werden die kleinen Patienten im Friedensdorf weiterversorgt und pädagogisch betreut. Nach ihrer vollständigen Genesung kehren die Kinder wieder zu ihren Eltern und Familien in die Heimat zurück.

Der neue Dorfplatz ebenso wie die Häuser im Hintergrund verdanken sich Lions-Unterstützung. | Stefan Schöttler

Ein Lions-Vorzeigeprojekt

Der Beginn der Partnerschaft zwischen den Lions und dem Friedensdorf reicht inzwischen über zwei Jahrzehnte zurück. Das Dorf befand sich damals in einem maroden Zustand und war dringend auf Unterstützung angewiesen. Mit einer deutschlandweiten Spendenaktion anlässlich des 50. Jubiläums der deutschen Lions wurden im Jahr 2001 hierzu rund 2 Millionen Euro gesammelt. Die alten Gebäude von 1967 konnten abgerissen und durch vier moderne Häuser ersetzt werden, in denen auch heute noch Kinder untergebracht sind. Eine Plakette an einem der Häuser erinnert an die Spendenaktion der Lions.

Seitdem betrachten die Lions das Dorf als „deutsches Vorzeigeprojekt“, was in zahlreichen Benefizaktivitäten vieler Clubs zum Ausdruck kommt. Auch das neue medizinische Zentrum, das die Distrikt-Governor zum Abschluss der Führung von innen besichtigen durften, verdankt sich zu einem Großteil der Lions-Solidarität. Hier können kleinere chirurgische Eingriffe im ambulanten OP vorgenommen werden. Das entlastet die Krankenhäuser und schont vor allem die Kinder.

3.300 Euro aus den Erträgen der Stiftung der Deutschen Lions wurden für das Friedensdorf zur Verfügung gestellt. | Valentina Bernhard

Hilfe ist wichtiger denn je

Es versteht sich von selbst, dass die Lions auch im Rahmen der Governorratssitzung nicht mit leeren Händen ins Friedensdorf kamen. Nach dem Abschied von den Kindern und dem Ende des Rundgangs bedankte sich GRV Dr. Michael Pap bei Wolfgang Mertens sowie den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Dorfes für die täglich geleistete Arbeit und die wertvollen Einblicke in den Dorf-Alltag. Daraufhin wurde verkündet, dass eine Spende in Höhe von 3.300 Euro aus den Erträgen der Stiftung der Deutschen Lions für das Friedensdorf zur Verfügung gestellt wird.

Die fortgeführte Tätigkeit des Friedensdorfs ist nur durch regelmäßige und zuverlässige Förderung möglich. Seit Corona sind die Spenden insgesamt deutlich zurückgegangen, und auch die Zahl der von Krankenhäusern gestellten „Freibetten“ nimmt ab. Gleichzeitig ist die hier geleistete Arbeit wichtiger denn je, denn weltweit nehmen die bewaffneten Konflikte zu. Auch daher erging zum Abschluss der Sitzung die Bitte an alle Governor, das Friedensdorf in den Distrikten bekannt zu machen und aktiv für seine Unterstützung zu werben.

Den ausführlichen Bericht zur Sitzung des Governorrates im Friedensdorf International lesen Sie in der kommenden LION-Ausgabe 3/2024.